Anti-Adblocker: der Leser liest weniger

Was passiert, wenn ein grosser Verlag beschliesst, den Adblockern den Kampf anzusagen? Das interessierte mich in meiner Twitter-Umfrage von vergangenem Mittwoch.


Dass es im Print mit den Abo-Zahlen der hiesigen Verlage bergab geht, ist ein offenes Geheimnis. Digital hätte eine Lösung sein können, doch die Verlage haben es vor langem verpasst, die Leser zurück ins Boot zu holen. Unter anderem auch, weil sie den Leser daran gewöhnt haben, dass Journalismus nichts kosten muss. Stattdessen wurde Online die gleiche Masche aufgezogen, die im Print lange erfolgreich war. Der Unterschied: digital wurde die Werbung tatsächlich auch analysierbar. Mit Online-Werbung sollte der Journalismus wie damals im Print refinanziert werden.

Immer mehr Nutzer installierten einen Adblocker. Einen Adblocker nutze ich schon seit über 9 Jahren. Schaltete ich ihn aus, wurde ich von Werbung regelrecht überrollt.

Ende Oktober verkündete Tamedia, dass sie per 01.11.2017 gegen Nutzer von Adblockern vorgehen würden. Zwar kann die Startseite noch bedient werden, die Detailansicht verhindert aber das Lesen des Artikels. Bei 20 Minuten geschieht es etwas aufdringlicher, als beim Tagesanzeiger.

4 von 5 schliessen den Artikel

Hier meine Frage vom Mittwoch:

Niemals hätte ich geglaubt, dass so viele Menschen bei dieser Umfrage mitmachen würden, es zeigt, dass die Frage bewegt.

Meine These die ich bereits auf Twitter kundtat (2016) bestätigte sich. Viele Teilnehmer schliessen den Tab und holen sich die Informationen bei anderen Portalen.

Laut meiner Umfrage lesen 4 (exakt 85%) von 5 Teilnehmern den Artikel nicht und schliessen den Tab. Einer (15%) von 5 ist bereit, seinen Adblocker auszuschalten oder eine Ausnahme zu erlauben.

Ich verstehe seit längerer Zeit nicht, warum Verlage ihre Energie in solche Geschichten stecken, anstatt Strategien zu entwickeln wie man die Leser dazu bringt, endlich wieder für (guten) Journalismus zu bezahlen. Warum treffen sich die Verlage nicht einfach an einem runden Tisch und treffen ein Gentlemans-Agreement, dass es künftig keine kostenlose Beiträge mehr gibt?